Quelle: Von Ann-Kristina Rönchen, 06.08.08, Kölnische Rundschau Online
Keine Ferien für Friedel Kausemann und seine Mitarbeiter der Kausemann Lohnunternehmung: „Wir bieten den Landwirten die Maschinen die sie zwar brauchen um ihre Felder zu bestellen aber selbst nicht im Fuhrpark haben.“ erklärt Kausemann.
Lindlar – Sommerzeit ist Ferienzeit – zumindest für die meisten Menschen im Oberbergischen. Alles andere als Ferien haben in den Sommermonaten Friedel Kausemann und seine Mitarbeiter der Kausemann Lohnunternehmung. Im Mai beginnt für sie die Erntezeit und geht bis in den Oktober.
„Ein Lohnunternehmen ist ein Dienstleistungsunternehmen“, erklärt Friedel Kausemann. „Wir bieten den Landwirten die Maschinen, die sie zwar brauchen, um ihre Felder zu bestellen, aber selbst nicht im Fuhrpark haben. Wir leihen sie ihnen aber nicht direkt aus, sondern machen die Arbeit selbst, die Arbeitskraft gibt es also inklusive“. Insgesamt arbeitet das Lohnunternehmen für etwa 100 Landwirte im Raum Wipperfürth, aber auch im Rhein- und Sauerland. „So können wir die Arbeit gut koordinieren, denn im wärmeren Rheinland beginnt die Ernte früher als hier bei uns“, schildert Kausemann sein Konzept.
Mit der Grasernte im Mai beginnt die Hauptsaison für die Lohnunternehmer. Im Rhythmus von fünf bis sechs Wochen wird das Gras gemäht, bis zu fünf Schnitte. Seit Anfang Juli muss Stroh gemacht werden, bis Mitte September die Silomaisernte beginnt.
Mit dem diesjährigen Sommer ist Friedel Kausemann eher mäßig zufrieden. „Die Wetterlage ist sehr wechselhaft und gewittrig. An den zwei oder drei Tagen zwischen den Gewittern geht es hier dann schon sehr lebhaft zu.“ Wenn die Wetterlage gut ist und die Gräser und das Getreide reif sind, müssen die Lohnunternehmer und Landwirte zuschlagen. Feste Stempelzeiten können sie sich dann nicht erlauben. Ein Sonntagnachmittag oder die späten Abendstunden sind für die Ernter kein Grund, ihre Arbeit niederzulegen. „Manchmal geht es einfach nicht anders. Wenn das Gras erntereif ist, müssen wir es mähen, egal wie spät es ist. Sonst verringert sich die Energiedichte des Gewächses und liefert den Kühen weniger Nährstoffe“, erklärt Kausemann seine Beweggründe, die er häufig auch aufgebrachten Anwohnern verständlich machen muss. Eine geringere Energiedichte bedeutet für die Landwirte einen wirtschaftlichen Verlust. Die Qualität des Grundnahrungsmittels Gras sinkt und es müssen zusätzliche Futtermittel gekauft werden. Schnelles Handeln ist also gefragt.
Urlaub für Kausemann und seine Mitarbeiter während der langen Sommerferien? Fehlanzeige. „Es herrscht quasi Urlaubssperre. In einigen Fällen können wir aber flexibel sein, das erwarten wir ja auch von unseren Mitarbeitern“, meint Kausemann.
Um bei der Arbeit nicht vom Regen überrascht zu werden, verlässt er sich auf die Wetterberichte in Fernsehen und Internet. „Falls es dann doch einmal anfängt zu regnen, muss man abwägen, ob man die Augen zu und alles fertig macht, oder ob man unterbricht“, sagt er. Nasses Gras verschmutzt beim Mähen und trocknet wesentlich langsamer als trockenes. Jeder Sonnenstrahl muss also genutzt werden.
Für Ferdi Schmidt vom Lohnunternehmen Schmidt-Blumberg in Lindlar war der Sommer bisher fast schon zu trocken: „Es hat ja recht wenig geregnet. Wenn der Sommer so bleibt, wie er jetzt ist, ist es okay.“
Auch Friedel Kausemann teilt nicht die Vorstellung eines Bilderbuchsommers, wie der Stadtmensch sie üblicherweise hat: „Zwei Monate Sonne am Stück sind für einen Landwirt nicht besonders toll. Man braucht die gleichmäßige Abwechslung von Sonne und Regen.“
Mit den gegebenen Wetterbedingungen muss sich auch David Kirsch aus Kürten seit einem Jahr arrangieren. Der 18-Jährige ist der erste Auszubildende zur Fachkraft Agrarservice in der Kausemann Lohnunternehmung. „Ich war früher immer bei einem Landwirt in der Nachbarschaft. Der Job ist ein Kindheitstraum“, erklärt der Azubi. Sein Meister und Ausbilder Peter Diedershagen pendelt in den Sommermonaten zwischen seinem Wohnort im Westerwald und Wipperfürth. Man muss eben flexibel sein in der Landwirtschaft.